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Die Präsidentinnen.

Schwabs Stück ist eine bitterböse und zugleich komödiantische Sprachattacke. Drei Frauen – die »Präsidentinnen ihres Unglücks« – sprechen über ihr Leben, um ihr Leben, ersprechen sich ihr Leben. Das ist komisch, zynisch und spannend. Die Präsidentinnen sitzen in einer Wohnküche, zu der wie ein Hausaltar ein Fernseher gehört, aus dem der Papst gerade den Segen urbi et orbi erteilt: Rom und dem Rest der Welt. Und Erna, Grete und Mariedl. Schließlich beginnen sie über ihr Leben, ihre Kinder, über Sex und verstopfte Aborte zu philosophieren.

Aufführungsrechte beim S. Fischer Verlag 2004, Frankfurt am Main

 

Werner Schwab, geboren am 4. 2. 1958 in Graz, studierte von 1978 bis 1982 an der Akademie der bildenden Künste in Wien; von 1981 bis 1989 lebte er mit Frau und Sohn zurückgezogen auf einem abgelegenen Bauernhof und arbeitete dort sowohl an seinen »verwesenden Skulpturen« aus Kadavern und Fleisch, als auch an Erzählungen und ersten Theatertexten. Die 16 Stücke, die er zwischen 1990 und seinem Tod in der Silvesternacht 1993 schrieb, machten ihn zum begehrten Bühnenautor, zum Skandal und zum Idol, zum Erfinder einer seitdem vielkopierten eigenen und unverwechselbaren Sprache. Seine Stücke sind in wenigen Jahren zum festen Repertoire-Bestandteil deutschsprachiger Bühnen geworden, Stadt- und Landestheater plagen sich mit seiner jahrelang verhinderten Schnitzler-Adaption Der reizende Reigen, Keller- und Off-Bühnen versuchen sich mit unter-schiedlichem Erfolg an seinen Präsidentinnen, in den Seminaren fängt man an, die philosophischen Quellen, die Intertextualität seines ›Spätwerks‹ Faust : Mein Brustkorb :: Mein Helm zu ergründen. Übersetzungen ins Englische, Französische, Niederländische, Norwegische, Schwedische, Dänische, Ungarische, Russische, Spanische, Polnische, Bulgarische, Portugiesische und Rumänische beweisen die genuine Sprachkraft und den Rang seines Werks über jedes allfällige Sprachspiel hinaus. Was Werner Schwab in den drei, vier Jahren schrieb, die er zur Verfügung hatte, ist von den Theatern, ist aus unserer Literatur nicht mehr wegzudenken. Das häßliche Portrait der häßlichen Verhältnisse, das er zeichnete, ihre groteske Übersteigerung, die Erkenntnis-funken, die aus seiner parodistisch und zugleich qualvoll verdrehten Sprache sprühen, sind Argumente genug, sein Werk zu studieren – oder einfach zu lesen.

 

»Schwab, das Genie, das Monster, das Ekel« (DIE ZEIT ) war der Tenor der Reaktionen auf seine Provokationen, die in einer bis dahin unerhörten neuen Sprache – Schwabisch – mit der Kultur ins Gericht gehen und jede Sublimierungstünche wegwischt. Eine schmerzhaft verrenkte Sprache tobt in seinen Texten, manchmal parodistisch, manchmal expressiv, immer aber wahnsinnig (und) komisch. Zwar ist in dieser Sprache nichts unverrückbar und nichts heilig, aber etwas nimmt sie doch ernst: aufzuzeigen, daß »alles lächerlich ist, wenn man an das Leben denkt.«

 

»Ich bin gut angekommen – STOPP – hätte Verkehr haben können – STOPP – habe akkurat wieder keinen Verkehr aufgenommen.« 
Treibhaus Innsbruck

Beginn: 20:05 Uhr
Premiere: 10. März 2017

März
17. / 18. / 22. / 24. / 25. / 30.

April
01. / 06. / 07. / 20.

Dernière: 21. April 2017

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Mitwirkende

Regie: Mona Kraushaar
Ausstattung: Esther Frommann

Erna: Carmen Gratl
Grete: Ute Heidorn
Mariedl: Elena Ledochowski

Regieassistenz: Michaela Adrigan
Ton&Licht: Tom Neumayr
Produktionsassistenz:
Norma Schiffer-Zobernig
Photo: Christina Schmölz